Der Bau von dauerhaften Verkehrsflächen mit einem attraktiven Straßenbegleitgrün stellt heute keinen technischen Widerspruch mehr dar. In den vergangenen Jahren wurden die Bauweisen des Straßenbaus und die des Garten- und Landschaftsbaus in vielen Anwendungen aufeinander abgestimmt.

Verkehrsflächen stellen dabei z.B. für einen Straßenbaum, insbesondere hinsichtlich des Untergrundes und der Umgebungsbedingungen immer einen Extremstandort dar. Das führte insbesondere in der Vergangenheit oft zu Schäden an der Verkehrsfläche und/oder dem Baum.

Aufgrund zu kleiner Baumgruben und hoher straßenbau­­technischer Vorgaben an die Verdichtung zur Erzielung einer ausreichenden Stand­festigkeit der Verkehrsfläche ist auch oftmals heute noch der durchwurzelbare Bodenraum oft zu eng begrenzt und undurchwurzelbar. Der Straßenbaum leidet deshalb in erster Linie an Luftmangel, er braucht also möglichst luftdurchlässige und tragfähige Substrate für ein ungestörtes Wurzelwachstum im Untergrund.

Substrate, die den bautechnischen und vegetationstechnischen Anforderungen entsprechen, standen in früheren Zeiten noch nicht zur Verfügung und wurden erst in den zurückliegenden Jahren entwickelt. Natürliche Böden sind im direkten Vergleich, aufgrund hoher Feinkorn- und organischer Anteile oft ungeeignet und neigen straßenbautechnisch zu Setzungen. Die Fachdisziplinen Straßenbau, Vegetationstechnik und auch Bodenkunde, sind gegensätzlich in Ihrem notwendigen Anforderungsprofil für vegetationstechnische Aufgabenstellungen und ihren Anforderungen insbesondere an die Bodendichte und die Standfestigkeit.

Ein Kompromiss wurde gefunden und in den heutigen Regelwerken verankert. Gleichzeitig wurde eine noch junge Wissenschaft weiter entwickelt: die ‚Vegetationstechnologie‘.

Seit 2004/2006 gibt es Regelwerke für Baumpflanzungen von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) und der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV). Diese definieren konkrete Anforderungen und Bauweisen in einschichtiger Bauweise - überbau- und nicht überbaubar.

Nach mehr als 30-jähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit zur Optimierung der bodenphysikalischen und bodenchemischen Eigenschaften rücken heute die bodenbiologischen Eigenschaften von Substraten und Bodenhilfsstoffen in den Vordergrund.

Ein Schlüsselwort der technischen Entwicklung als weiterer Meilenstein der Entwicklung heißt hier ‚Wurzellockstoff der zweiten Generation‘.

Die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung in der Vegetationstechnik lassen sich heute auch auf andere Fragestellungen übertragen. So sind z.B. für Grünbrücken neue Bauweisen entstanden.

Es ist Planern und Entscheidern, z.B. in Kommunen, sowie den Anwendern und einbauenden Betrieben im allgemeinen Interesse zu wünschen, diesen zukunftsweisenden Technologien die nötige Aufmerksamkeit zu widmen, um so die stetige Weiterentwicklung im gemeinsamen Interesse weiter zu verfolgen.

Hannover, im Januar 2018

 

Dr. Clemens Heidger

ö.b.v. Sachverständiger für Garten- und Landschaftsbau, Hannover